Was ist das „Netzwerk Gute Wirtschaft“

Warum eine Neuorientierung?

 Unsere heutige Definition von Wirtschaft fokussiert auf monetären Gewinn. Wirtschaft ist demzufolge jede Tätigkeit, mit der Gewinn gemacht wird. Eventuell schädliche Nebenwirkungen werden dabei in aller Regel ausgeblendet. Diese Definition wird aber immer fragwürdiger.

Denn sie verwechselt das Mittel zum Zweck mit dem Ziel. Gewinn machen – das ist Mittel zum Zweck. Das Ziel aber ist die strukturierte Erfüllung menschlicher Bedürfnisse – also das gute Leben für alle, mit anderen Worten: das Gemeinwohl.

Die Gewinnabsicht sollte also immer erst an zweiter Stelle stehen. Und Nebenwirkungen sollten gerade nicht ausgeblendet werden, denn sie gefährden ja u.U. das eigentliche Ziel: das Gemeinwohl.

Die „Wirtschaftlichkeit“ eines Unternehmens bleibt weiterhin wichtig, aber nur als Mittel und nicht als oberstes Ziel.

Wer ist Teil der Wirtschaft?

Wenn man diese veränderte Definition anwendet, entsteht ein ganz neues Bild davon, wer einen Beitrag zur Wirtschaft leistet. Dann gehören zu diesem Kreis einerseits kommerzielle Unternehmen (soweit sie dem definierten Ziel dienen) und andererseits Organisationen, für die eine Gewinnorientierung nicht charakteristisch ist, wie z.B. Vereine und Genossenschaften.

Was will das Netzwerk Gute Wirtschaft?

Das Netzwerk Gute Wirtschaft geht von dieser neuen Definition aus und hat sich zum Ziel gesetzt, Wirtschaft in diesem Gemeinwohl-Sinn zu fördern und damit am Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft mitzuwirken.

Zur weiteren Schärfung der Definition orientieren wir uns an zwei schon bestehenden Konzepten:

  1. Die Gemeinwohl-Ökonomie beantwortet sehr detailliert die Frage, inwieweit Organisationen dem Ziel ‚Gemeinwohl‘ dienen und ignoriert dabei auch die Nebenwirkungen nicht.
  2. Die Wirtschaftsförderung 4.0 mit ihren fünf Geschäftsfeldern (s.u.) ermöglicht einen aufschlussreichen Blick auf die besonderen Eigenschaften der geförderten Organisationen und darauf, wie sie am besten gefördert werden können:
  • Nachhaltige Produktion (z.B. Solidarische Landwirtschaft, Upcycling, Food Coop…)
  • Sozialunternehmen (z.B. Sozialkaufhaus, Dorfladen, Repair-Café…)
  • Finanzwirtschaft (z.B. Buy Local Initiativen / Regionalgeld, Zeitbanken, Crowdfunding…)
  • Sharing Economy (z.B. Carsharing, flexible Wohnformen, Tauschbörsen…)
  • Lokale Wirtschaft (z.B. Genossenschaften, Bio-Läden, City-Logistik…)

Diese fünf Geschäftsfelder der Wirtschaftsförderung 4.0 bergen vielfältige Potenziale für

  • Neue Formen der Kooperation und Produktion
  • Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen
  • Ein attraktives, unverwechselbares Gesicht für die Stadt
  • Resilienz als ein Ziel der Wirtschaftsförderung und der Stadtentwicklung
  • Zwanglose Förderung einer nachhaltigen Lebensweise
  • Stärkung der Gemeinschaft

Wie operiert das Netzwerk Gute Wirtschaft?

 Das Netzwerk Gute Wirtschaft setzt sich zwei Hauptziele, zum einen die Interessenvertretung seiner Mitglieder gegenüber der kommunalen Verwaltung und zum anderen die Kooperation seiner Mitglieder untereinander. Daraus ergeben sich folgende Handlungsfelder:

  • Die gemeinwohl-orientierten Wirtschaftskräfte in der Stadt oder Region an einen Tisch bringen
  • Gemeinsam auf die lokale Politik, Verwaltung und die Öffentlichkeit einwirken, um kommunale Fördermaßnahmen zu erreichen, die auf die Bedürfnisse der Mitglieder zugeschnitten sind
  • Zur kollegialen Zusammenarbeit und gegenseitigen Unterstützung anregen: durch Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie die gemeinsame Nutzung von Ressourcen
  • Um die Möglichkeiten der teilnehmenden Organisationen zu vergrößern und die Menschen zu erreichen, werden eine digitale Plattform und örtliche Anlaufstellen aufgebaut, an denen
    1. Informationen (über die Angebote der Mitglieder) zugänglich sind
    2. Dienste vermittelt werden
    3. Waren bestellt bzw. abgeholt werden können
    4. Raum für ein soziales Miteinander ist und wo man
    5. Kunde bzw. Mitglied und somit ein Teil der Gemeinschaft werden kann.
  • Die Kraft dieser Gemeinschaft einsetzen, um neue Strukturen entstehen zu lassen, die für einzelne Organisationen unerreichbar sind, z.B. Buy Local Initiativen, CSX Ansätze oder Crowdfunding.

 Gute Wirtschaft muss unterstützt werden!

Konsument*innen sollen der lokalen Wirtschaft den Vorrang geben, wo immer es geht.

Die Stadtverwaltung soll die nachhaltig wirtschaftenden Firmen ideell und logistisch besonders unterstützen. Je gemeinwohl-orientierter eine Organisation wirtschaftet, desto mehr Unterstützung verdient sie.

Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster und achtsame Ressourcennutzung sollen sich durchsetzen. Das ist auch eines der 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung, die 2015 von der UNO beschlossen wurden und zu denen Deutschland sich bekannt hat. Wenn das nicht Lippenbekenntnisse bleiben sollen, brauchen wir eine Struktur, die auf dieses Ziel ausgerichtet ist.

 Das ist das Netzwerk Gute Wirtschaft!